Mittwoch, 13. August 2008

Vom Gesetz erschlagen


Lange Zeit war es Krokowski ein Rätsel, warum Jura-Studentinnen stets ein Täschen mit sich tragen, in dem sie ihren Gesetzestext in Ziegelsteinformat, den "Schönfelder" verwahren. Nur sehr selten sieht man die Jurastudentinnen ohne dieses Täschchen, und lange Zeit dachte Krokowski, es läge am sozialen Habitus, der weithin sichtbar zur Schau gestellt werden sollte. Auch wäre es möglich, den liebevoll "Schöni" genannten und gestreichelten Klotz ab und an hochzuhieven und so ein bißchen Sport zu betreiben.


Alles falsch. Auch im Richterarme liegt der Schönfelder falsch. Heute fand Krokowski nämlich nach langem und angestrengtem Denken das wahre Einsatzgebiet des Klotzes heraus. Der Schönfelder wird schlicht und einfach zur "Selbstverteidigung" genutzt, nachdem harmlos Kastanien aufsammelnde Studentinnen nur um Haaresbreite dem Herzinfarkttod aufgrund überaschenden Von-hinten-Angesprungenwerdens seitens Riesen-Schäferhundes mit darauffolgenden Angeschlabbertwerdens entronnen sind und nun den Ziegelstein dazu verwenden, wahlweise Hund oder Herrchen mit einem gezielten Wurf auf empfindliche Stellen außer Gefecht zu setzen.


Krokowski sieht ein, daß es praktisch sein mag, stets auf solche Situationen vorbereitet zu sein und aus diesem Grunde einen Ziegelstein mit sich zu tragen, findet es dann aber doch etwas unangebracht, gleich auf den an dem 45 Meter langen Bindfaden angeleinten Hund loszugehen, denn der mag es ja ganz normal finden, wahllos Passantenwangen anzuschlabbern. Was den "Der will doch nur spielen" bzw. "Das hat er ja noch nie gemacht"-Hundebesitzer anbetrifft, sieht die Sache freilich anders aus. Hier ist die Gesetzes-Ziegelsteinkeule gegenüber der Moralkeule unter Umständen doch vorzugswürdig.