Montag, 20. Oktober 2008

Kein richtiges Leben im falschen

Lang ist es her, daß Teddy Adorno in seinen Minima Moralia den Satz "Es gibt kein richtiges Leben im falschen" schrieb. Dennoch hat dieser Satz Krokowski in jedem zweiten Seminar verfolgt, in dem die Fraktion der kritisch Denkenden anwesend war. "Es gibt kein richtiges Leben im falschen" ist das Totschlagargument und die Moralkeule, die in jedem Kontext einsetzbar ist, gegen die nicht argumentiert werden kann und darf und die jede weitere Diskussion überfüssig zu machen pflegt, denn was soll man darauf auch noch sagen?

Die geneigte Leserin und der geneigte Leser werden merken, daß Krokowski in dieser Hinsicht etwas vorgeschädigt ist, weshalb sie sich umso mehr gefreut hatte, als sie eines Tages feststellen durfte, daß Robert Gernhardt ein ganzes Buch zum Thema "Es gibt kein richtiges Leben im valschen" geschrieben hatte. Ab der Lektüre des Buches war Krokowski übrigens wieder halbwegs versöhnt mit den "kein richtiges Leben im falschen"-Predigern und versuchte sich auch selbst ab und an in der Zusammenstellung von "kein richtiges X im falschen Y", was sich - wie üblich beim Phrasendreschen - als überaus amüsant gestaltete.

Offensichtlich übt sich aber nicht nur Krokowski in dieser Disziplin. PeterLicht beispielsweise singt auf seiner neuen Platte "Melancholie und Gesellschaft" über Körper und Sexualität in der Werbung und bittet alle Produkteschaffenden "nie mehr Sexualität zeigen, bitte nie mehr und nirgendwo im Zusammenahng mit euren Produkten, bitte nie mehr Haut und nie mehr Po - Bitte Licht ausmachen und schweigen!" Am Ende des Stücks kommt Herr Licht auch noch auf Adorno zu sprechen. "Es gibt keinen wahren Po im falschen", singt er - und Krokowski hat damit ihre "Es gibt kein richtiges Leben im falschen"-Allergie zumindest momentan überwunden.