Dienstag, 31. Juli 2007
Obst stehlen
Auf dem Weg zur Galeere
6. 45 Uhr. Krokowskis Wecker klingelt. Krokowski bedient sich der besten Erfindung der Welt – auch als „Snooze“- oder Schlummertaste bekannt – und dreht sich nochmals auf die andere Seite. Halt, Krokowski! Du mußt aufstehen, Du mußt auf die Galeere zum Rudern! Steh gefälligst auf, Du faules Stück!
magersüchtiger Schminkkühe Schülerinnen droht Krokowski an dieser Stelle niederzutrampeln. Da hilft auch Krokowskis ansonsten überaus effektiver Rote-Meer-Effekt nichts, denn dieses Meer teilt sich eben nicht und Schülerinnen sind gegen den Roten-Meer-Effekt immun, da sie ihre Interaktion in einer anderen Dimension betreiben, die für Krokowskis Gebaren vollkommen unempfänglich ist.
Montag, 30. Juli 2007
+ + + Schaumburger Nachrichtenticker: Amerika bleibt auch weiterhin europäische Kolonie + + +
So war im "Bericht aus Berlin" folgendes zu hören:
Lafontaine: Es gibt eine ganze Reihe europäischer Länder, die einen Spitzensteuersatz von über 50 Prozent haben.
Wagner: Das sind die wenigsten. Großbritannien hat 40 Prozent zum Beispiel, welche denn also?
Lafontaine: In Amerika ist es so, Frankreich beispielsweise.
An dieser Stelle sei uns eine kurze Klärung zur Person von Herrn Oskar Lafontaine willkommen. Trotz des gleichen Nachnamens ist Lafontaine, Oskar nämlich weder mit De la Fontaine, Jean, dem französischen Fabeldichter aus dem 17. Jahrhundert, noch mit Lafontaine, August, einem überaus produktiven Schundschreiber aus der Zeit nach der französischen Revolution zu verwechseln. Bezüglich des Letzteren fällt freilich auf, daß nicht nur bei Lafontaine, August sondern auch bei seinem Namensvetter Oskar der Brunnen der Phantasie überaus lebhaft sprudelt.
Bezüglich der Namensunterscheidung ähnlich verwirrend gestaltet sich Krokowskis Zeitungslektüre sonst nur noch, wenn von Herrn Beck die Rede ist, der als Beck, Kurt, mal humorfreier Problembär ist, dann als Beck, Volker, wegen seiner Teilnahme am Christopher Street Day in Moskau festgenommen wird und schließlich als Beck, Michael, in Tuttlingen das barrierefreie Amt des Oberbürgermeisters wahrnimmt. Dabei ist Beck1 Mitglied bei der SPD, Beck2 bei den Grünen und Beck3 bei der frisch-knackigen baden-württembergischen CDU. Vor diesem Hintergrund bekommt Krokowskis Lieblingsausspruch "Ich mach Dir doch nicht den Beck!" gleich vierhundertdreiundachtzig neue Facetten.
Doch zurück zu Lafontaine, Oskar. Dem gratuliert Krokowski natürlich zum Bekenntnis seines Revisionismus, kann sich dann aber die Feststellung doch nicht verkneifen, daß die Zeit, als Amerika noch Kolonialstatus zukam und das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten zur europäischen Welt gehörte, schon reichlich weit zurück liegt. Aber Deutschland erstreckte sich ja auch tausend Jahre lang von Norwegen bis Nordafrika, und dagegen ist die Zeitspanne, die seit 1776 vergangen ist, regelrecht vernachlässigbar.
Krokowski geht ins Kino, Teil I
Bösen Zungen, die behaupten, diese indirekte Proportionalität zwischen Größe und Einfallsreichtum sei auch anderswo anzutreffen, soll hier kein Gehör geschenkt werden. Krokowski stellt einzig zur Verteidigung der Größe fest, daß die deutsche Sprache zwar den Begriff des „Giftzwerges“, nicht jedoch den des „Giftriesens“ kennt.
So war Rübezahl zwar groß, aber nicht giftig. Warum Krokowski bei der Erwähnung des Namens „Rübezahl“ stets an Karotten, nicht aber an Rüben denken muß, soll hier ebenfalls nicht Gegenstand der Ausführungen sein.
- Ende des Exkurses -
Krokowski war also ganz unvermittelt in die CineLady geraten, und noch während sie ihr Wechselgeld einsteckte, sann sie über den Namen der Veranstaltung nach, der sie nichts Gutes ahnen ließ und leises Unbehagen, verbunden mit einem kurzen Frösteln, machte sich in ihr breit.
Ob Krokowski mit ihrem Unbehagen recht behält oder einfach nur paranoid ist und während der Vorführung den Partner ihres Lebens trifft, sich alternativ zum kurzfristigen Amoklauf entschließt oder Michael Glos in den Nacken hustet, erfahren Sie in Kürze an eben dieser Stelle. Bleiben Sie also dran, denn es wird viel passieren - im Krokowskihof.
Donnerstag, 26. Juli 2007
Nachtrag
Krokowski fährt nach Kalau
+ + + Schaumburger Nachrichtenticker + + +
Notoperation: Leokadja Begbick hat sich das Bein gebrochen
Bislang sah Krokowski die große Leokadja Begbick nämlich nur im galeereninternen Mitteilungsblättchen, das jeden Monat neu von den Erfolgen und Liebenswürdigkeiten der Galeere, ihren Sklavenpeitschern, Taktgebern und ab und an auch von handverlesenen, natürlich nur im höchsten Grade loyalen Mitgliedern des gemeinen Rudervolkes berichtet. Meistens jedoch schwärmt das galeereninterne Drecksblatt von Leokadja Begbick, ihrer Grazie, ihren hoch verdienten Ehrungen und berichtet von ihrem Ergehen. Dabei sehen wir Leokadja regelmäßig auf der eigenen "Leokadja"-Doppelseite in repräsentativem Farbdruck, wie sie frisch vom Frisör kommt, der leider vergessen hat, ihr den eigens angefertigten Motorradhelm aus engelsblondem Kinderhaar abzunehmen. Oh Leokadja Begbick, Du Schrulle, laß uns Dir huldigen!
Auch in ihrem stolzen Alter von
So mag es also nicht verwundern, daß Krokowski, die die große Leokadja bislang nur im Huldigungsblatt bewundern durfte, lange schon darauf erpicht ist, der Grande DAme einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen. Diese Träume haben sich vorerst jedoch zerschlagen, denn wie eine große überregionale "Zeitung" letzte Woche berichtete, stürzte Leokadja Begbick auf der Treppe zur Oper und brach sich das Bein, woraufhin umgehend eine Notoperation anberaumt wurde. Wie sollen wir nur ohne sie rudern?
Krokowski sagt: Aufstieg und Fall der Leokadja Begbick.
Der große Dichter und Maler F.W. Bernstein dagegen sagte einst sinngemäß:
"... sie müssen entschuldigen, wir kommen nur, um zu huldigen.
Sie sind der Größte im ganzen Revier - wo gibt es Bier?"
Dienstag, 24. Juli 2007
Swami Durchananda über die innere Sicherheit
... mehr als bereits geschehen hat Krokowski zu diesem Thema auch nicht zu sagen. Aus diesem Grunde hält sich Krokowski nun ausnahmsweise zurück und läßt Swami Durchananda zu Worte kommen.
Montag, 9. Juli 2007
Neues von der Galeere I: Ich bin der Größte
Krokowski hat schon im Jahre 2002 einen Artikel gelesen, dessen Botschaft "... weiterhin Maul halten" sie auch hier beherzigen wird. Ab einer Ego-Größe von 200 Metern hört man ohnehin nichts mehr.
Sonntag, 8. Juli 2007
Krokowski liest Zeitung
Die SZ-Reporter Claudia Tieschky und Christopher Keil führen nach eigenen Angaben ein Gespräch mit der neuen "Tagesthemen"-Moderatorin Caren Miosga über Respekt, Nadelstreifen und Tom Buhrow (Süddeutsche Zeitung vom 7./8. Juli, Seite 23).
"SZ: Unterscheiden Sie zwischen einer guten und einer schlechten Nachricht?
Miosga: Handwerklich?
SZ: Inhaltlich.
Miosga: Das wäre zynisch. Aber natürlich ist es so, dass Nachrichtensendungen heute in dieser unübersichtlichen Medienlandschaft das Problem haben, nur wahrgenommen zu werden, wenn irgendetwas Außergewöhnliches passiert, positiv oder negativ. Und dass Nachrichtenredakteure und -moderatioren sich freuen, wenn ihre Arbeit wahrgenommen wird, liegt in der Natur der Sache."
Caren Miosga findet es also zynisch, zwischen guten und schlechten Nachrichten zu unterscheiden. Krokowski ist ja nun wahrlich auch keine Freundin des Betroffenheits- und Tränendrüsenjournalismus, wie sie die furchtbaren Zwei J.B. Kerner und sein Klon Beckmann betreiben und hat sich schon daran gewöhnt, daß fünfzig Tote im Irak mit der gleichen Miene verkündet werden wie der Name des diesjährige Gewinner des Ingeborg-Bachmann-Preises. Eine inhaltliche Unterscheidung zwischen guten (wie diese auch immer aussehen mögen) und schlechten Nachrichten freilich "zynisch" zu nennen, geht selbst Krokowski zu weit. Krokowski findet es vielmehr zynisch, nicht im geringsten den Inhalt der verlesenen Nachrichten zur Kenntnis zu nehmen. Dieser muß sich nicht im Gesicht von Frau Miosga wiederspiegeln, doch wenn Caren Miosga ihre Anmoderationen und Überleitungen wie vor ihr Wickert, Will und Co selbst verfassen will, wäre es doch sehr zu wünschen, wenn auch sie den Inhalt der Meldungen wenigstens registrieren würde.
Ansonsten hat Caren Miosga bald keinerlei Probleme mehr damit, wahrgenommen zu werden, was ohnehin ihre hauptsächliche Sorge zu sein scheint, denn sonst hätte sie kaum auf die Frage nach der Unterscheidung von guten und schlechten Nachrichten oben zitierte Phrasen widergegeben, die zumindest in Krokowskis Augen mit der von den SZ-Journalisten gestellten Frage nur herzlich wenig bis rein gar nichts zu tun haben. Krokowski schlägt also den Ersatz der ehemaligen "Titel Thesen Temperamente"-Moderatorin durch einen bewärten, temperamentvollen und allseits beliebten Freund vor, der gleich seine bessere Hälfte mitbringen kann, die dann widerum - dies jedoch zu Krokowskis Leidwesen - Tom Buhrow ersetzen könnte: R2-D2. R2-D2 kann zwar nur Pfeiftöne von sich geben, aber seine binäre Sprache wäre Krokowski immer noch lieber als eine unzynische Caren Miosga. Und zur Not gibt es ja noch C-3PO. Oder eben Tom Buhrow. Und vielleicht entdeckt Anne Will ja auch eines Tages, daß wir sie als Anne Will lieber mögen als als Sabine Christiansen.
Donnerstag, 5. Juli 2007
Was tun mit alten SS-Kasernen?
Heute freilich sind im Nazibau keine SS-Chargen mehr untergebracht, sondern friedliebende Beamten der Bundesrepublik, die dem Innenministerium unterstehen. Denn welchem Verwendungszweck hätte die junge Bundesrepublik oder der Freistaat Bayern, auf dessen Grund die Kaserne steht, den an Panzergewalt erinnernden Klotz widmen sollen, wenn nicht der Beherbung des "Bundesamt für Migration und Flüchtlinge"? Was wäre auch passender für das Gebäude eines Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge als eine ehemalige SS-Kaserne? Nicht daß Ayslsuchende noch einen falschen Eindruck von Deutschland und deutschen Behörden bekommen...
Mittwoch, 4. Juli 2007
Auf der Galeere
Man sieht, der Sklave bzw. "freie Arbeiter" ist gefragt. Heute wie damals in Asterix Antike. Heute freilich hat Sklavenarbeit andere Formen und statt der üblichen Eisenfessel und dem standesgemäßen Peitscheintreiber gibt es nun Gesetze, in denen es beispielsweise heißt: "Die Studenten [Krokowski merkt hier an, daß dies, obwohl man es anders vermuten könnte, leider nicht nur für Studenten, sondern auch für Studentinnen gilt, ermuntert aber jegliche Studierende mit law-student-disease, also Klagewütigkeit, diesen Fall ruhig einmal vor Gericht zu bringen] haben in der vorlesungsfreien Zeit [...] insgesamt drei Monate an praktischen Studienzeiten teilzunehmen." Diese erstaunlich unjuristische, da allgemeinverständliche Formulierung besagt nichts anderes als daß drei Monate Praktikum abzuleisten sind, bevor man sich der das Studium beendenden Prüfung unterziehen darf.
Nun ist viel über Praktika geschrieben worden, manch "wir halten uns alle an den Händen und bedauern uns gegenseitig"-Veranstaltung stand unter dem Titel "Praktikum und Präkarisierung" und nach der wenigstens eine Alliteration enthaltenden "Generation Golf" wurde die "Generation Praktikum" ausgerufen. Ab Montag ist also Krokowski 40 Stunden die Woche auf der Galeere, nein: an der Reihe - beziehungsweise an der Ruderbank.
Gute Fahrt, Krokowski!
Montag, 2. Juli 2007
Eilmeldung: Bildung schuld an allem
Weiterhin ist dort folgendes zu lesen: "Je höher die Arbeitslosigkeit, desto mehr Bildung (erhöhte Konkurrenz um eine beschränkte Anzahl Arbeitsplätze) - oder umgekehrt - je höher das Bildungsniveau, desto höher die Arbeitslosigkeit (höhere Ansprüche). Das Selbe lässt sich auch für Zürich-Stadt zeigen, die gleichzeitig die höchste Dichte an Akademikern aufweist (25.2% gegenüber 11.7%, dem Durchschnitt der Schweiz), aber auch eine überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote (s. Graphik u). Der positive Bildungseffekt wird also durch den negativen Stadteffekt (erhöhte Anspruchshaltung, geringere soziale Kontrolle) mehr als aufgehoben ... und auf dem Land haben Akademiker eh kein Brot."
Was soll Krokowski daraus schließen? Mehr RTL II anschauen, um die Arbeitslosenquote durch kollektive Verdummung und Hirnversengung zu senken? Oder doch wieder zu bewährten Mitteln (Bücherverbrennung) schreiten (Krokowski empfiehlt insbesondere die Verbrennung von "Mit Robin wurde alles anders" und "Mehr als nur ein guter Freund")?
Zumindest eine Sache ist sicher: "Klimaerwärmung, Erdbeben, Wirbelstürme und andere Naturkatastrophen sind ein direkter Effekt der seit dem 19. Jahrhundert sinkenden Anzahl der Piraten." Sehr schön ist dies auch an untenstehender Graphik zu erkennen.
Was also ist das Fazit? Der Bildung abschwörender Pirat zu werden schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe.
Syntax
"meine sehnsucht nach zuckerwatte, nach mit gas gefüllten luftballons und lebkuchenherzen hatte mich am späten abend auf die kirmes getrieben; und so fand ich mich mit den augen eines kindes, das seinen vater am ärmel zieht, um sich rote zuckerstangen zu erbetteln, gierig vor den buden der schausteller wieder, angezogen vom duft der gebrannten mandeln und dem teppich, der den einblick eines jeden eindringlings von der person der wahrsagerin abhalten sollte. sie lese aus der hand, verkündete ein schild und einen kurzen moment nur war ich versucht, mir meine zukunft verheißen zu lassen."
Und das schreibt Mark Twain:
"An average sentence, in a German newspaper, is a sublime and impressive curiosity; it occupies a quarter of a column; it contains all the ten parts of speech--not in regular order, but mixed; it is built mainly of compound words constructed by the writer on the spot, and not to be found in any dictionary--six or seven words compacted into one, without joint or seam--that is, without hyphens; it treats of fourteen or fifteen different subjects, each enclosed in a parenthesis of its own, with here and there extra parentheses, making pens with pens: finally, all the parentheses and reparentheses are massed together between a couple of king-parentheses, one of which is placed in the first line of the majestic sentence and the other in the middle of the last line of it--AFTER WHICH COMES THE VERB"