Dienstag, 31. Juli 2007

Auf dem Weg zur Galeere

6. 45 Uhr. Krokowskis Wecker klingelt. Krokowski bedient sich der besten Erfindung der Welt – auch als „Snooze“- oder Schlummertaste bekannt – und dreht sich nochmals auf die andere Seite. Halt, Krokowski! Du mußt aufstehen, Du mußt auf die Galeere zum Rudern! Steh gefälligst auf, Du faules Stück!

Nachdem wir also Krokowski die Decke weggezogen haben, sehen wir sie eine Szene später die Küche betreten. Stärke Dich gut, auf daß Du gut rudern mögest und das Team, jung, dynamisch und motiviert, wie Du bist, gut verstärken mögest. Jung, dynamisch und motiviert gießt Krokowski also den Kaffee neben die Tasse. Daß die Tasse aber auch nie da stehen kann, wohin sie den Kaffee gießt.

Unter wilden Flüchen und Verwünschungen murmelnd schwingt sich Krokowski aufs Fahrrad. Nun zählt jede Sekunde, denn das Rennen zur Stechuhr hat begonnen. Und die Stechuhr ist, wie die geschätzte Leserin und der geschätzte Leser wissen, gnadenlos und unbestechlich. Krokowski stürzt sich also in halsbrecherischer Fahrt den Abhang hinunter, wobei sie das sie willkommenheißende Einfahrtverboten-Schild nicht einmal mit dem Ziehen des Hutes zur Kenntnis nimmt, denn das Konzept der Einbahnstraße dient ihrer Meinung nach nur dazu, Radfahrer vor sie überholenden Kraftfahrzeugen zu bewahren, nicht jedoch zur Anzeige der Richtung. Kurz: Einbahnstraßen sind dazu da, daß sich Fahrradfahrer in beiden Richtungen auf ihnen tummeln.

Am Fuß des Abhangs angelangt, steigt Krokowski in die Bremsen, denn hier wird es gefährlich. Eine wildgewordene Meute magersüchtiger Schminkkühe Schülerinnen droht Krokowski an dieser Stelle niederzutrampeln. Da hilft auch Krokowskis ansonsten überaus effektiver Rote-Meer-Effekt nichts, denn dieses Meer teilt sich eben nicht und Schülerinnen sind gegen den Roten-Meer-Effekt immun, da sie ihre Interaktion in einer anderen Dimension betreiben, die für Krokowskis Gebaren vollkommen unempfänglich ist.


Kurz darauf heißt es sprinten, den Ausweis schon in der Hand haltend flugs durch das Drehkreuz rennen, noch einmal das Tempo beschleunigen und – laß jetzt nur nicht nach, Krokowski, nur ein wenig noch und Du bist am Ziel angelangt, nur noch ein letzter Schlußspurt, halte durch, Krokowski, halte durch! – und nun setzt Krokowski zum entscheidenden Hechtsprung an: Die rechte Hand fliegt zur Stechuhr, die Krokowskis Ausweis erkennt und sie durch ein leises Klicken auf der Galeere willkommen heißt. Krokowski hat das Zielband schon fast zerrissen, denn zur Ruderbank sind es noch 30 Sekunden.

Doch was ist das? Krokowski wird langsamer, laaaangsamer, n o c h l a n g s a m e r . . . und bleibt stehen. Statt den Aufzugexpress zu nehmen, der sie sozusagen zur Ruderbank katapultieren würde, nimmt Krokowski die Treppe, um Stufe für Stufe gemächlich und ohne jegliche Eile zu erklimmen, am Treppenabsatz ein kleines Päuschen zu machen und über den bisherigen Weg zu resümieren. Was ist mit Dir los, Krokowski? Wieso diese quälende Langsamkeit?

Fragen wir die trotz des anderes verheißenden Namens unbestechliche Stechuhr. Warum geht Krokowski so langsam, Stechuhr? – Stechuhr: „Natürlich könnte Krokowski auch in 30 Sekunden an der Ruderbank sein. Aber statt dieser 30 Sekunden ziehe ich ihr – sagen wir - drei, nein: fünf Minuten von ihrem Zeitkonto als Wegezeit ab. Seit Krokowski das weiß, peilt sie an, den Weg zur Ruderbank in zehn Minuten zurückzulegen.