Sonntag, 8. Juli 2007

Krokowski liest Zeitung


Die SZ-Reporter Claudia Tieschky und Christopher Keil führen nach eigenen Angaben ein Gespräch mit der neuen "Tagesthemen"-Moderatorin Caren Miosga über Respekt, Nadelstreifen und Tom Buhrow (Süddeutsche Zeitung vom 7./8. Juli, Seite 23).

"SZ: Unterscheiden Sie zwischen einer guten und einer schlechten Nachricht?
Miosga: Handwerklich?
SZ: Inhaltlich.
Miosga: Das wäre zynisch. Aber natürlich ist es so, dass Nachrichtensendungen heute in dieser unübersichtlichen Medienlandschaft das Problem haben, nur wahrgenommen zu werden, wenn irgendetwas Außergewöhnliches passiert, positiv oder negativ. Und dass Nachrichtenredakteure und -moderatioren sich freuen, wenn ihre Arbeit wahrgenommen wird, liegt in der Natur der Sache."

Caren Miosga findet es also zynisch, zwischen guten und schlechten Nachrichten zu unterscheiden. Krokowski ist ja nun wahrlich auch keine Freundin des Betroffenheits- und Tränendrüsenjournalismus, wie sie die furchtbaren Zwei J.B. Kerner und sein Klon Beckmann betreiben und hat sich schon daran gewöhnt, daß fünfzig Tote im Irak mit der gleichen Miene verkündet werden wie der Name des diesjährige Gewinner des Ingeborg-Bachmann-Preises. Eine inhaltliche Unterscheidung zwischen guten (wie diese auch immer aussehen mögen) und schlechten Nachrichten freilich "zynisch" zu nennen, geht selbst Krokowski zu weit. Krokowski findet es vielmehr zynisch, nicht im geringsten den Inhalt der verlesenen Nachrichten zur Kenntnis zu nehmen. Dieser muß sich nicht im Gesicht von Frau Miosga wiederspiegeln, doch wenn Caren Miosga ihre Anmoderationen und Überleitungen wie vor ihr Wickert, Will und Co selbst verfassen will, wäre es doch sehr zu wünschen, wenn auch sie den Inhalt der Meldungen wenigstens registrieren würde.

Ansonsten hat Caren Miosga bald keinerlei Probleme mehr damit, wahrgenommen zu werden, was ohnehin ihre hauptsächliche Sorge zu sein scheint, denn sonst hätte sie kaum auf die Frage nach der Unterscheidung von guten und schlechten Nachrichten oben zitierte Phrasen widergegeben, die zumindest in Krokowskis Augen mit der von den SZ-Journalisten gestellten Frage nur herzlich wenig bis rein gar nichts zu tun haben. Krokowski schlägt also den Ersatz der ehemaligen "Titel Thesen Temperamente"-Moderatorin durch einen bewärten, temperamentvollen und allseits beliebten Freund vor, der gleich seine bessere Hälfte mitbringen kann, die dann widerum - dies jedoch zu Krokowskis Leidwesen - Tom Buhrow ersetzen könnte: R2-D2. R2-D2 kann zwar nur Pfeiftöne von sich geben, aber seine binäre Sprache wäre Krokowski immer noch lieber als eine unzynische Caren Miosga. Und zur Not gibt es ja noch C-3PO. Oder eben Tom Buhrow. Und vielleicht entdeckt Anne Will ja auch eines Tages, daß wir sie als Anne Will lieber mögen als als Sabine Christiansen.